Leitstein des Magikus
by Neotomaxpublished on
Küchenkummer
Rigga redete sich ein, dass sie nur mal nach Fritza sehen wollte, als sie in die Küche kam. Doch die spindeldürre Köchin hatte ihr sofort angesehen, dass etwas nicht stimmt. Sie deutete nur auf den Hocker am großen Tisch, auf dem sie sonst Wild ausnahm und da saß Rigga nun.
Frikadelle, der mechanische Vogel, den ihr ein Bewunderer aus Rotstreifental geschenkt hatte, war von ihrer Schulter auf den Tisch gesprungen und hopste dort hin und her.
Fritza stellte ihr einen Becher hin, streichelte ihr über den Kopf. »Eine warme Milch mit Honig hilft immer!«
Das bezweifelte Rigga irgendwie. Trotzdem war es ein gutes Gefühl, die Hände um den Becher zu legen, die Wärme zu spüren und … es half nichts, die erste Träne plumpste in den Becher. Sie schniefte.
»Was ist denn los?« Fritza hatte sich neben sie gesetzt und ihre Hand streichelte jetzt Riggas Rücken. »Du bist doch sonst nicht so ein Trauerkloß.«
»Garo«, sagt Rigga leise. Wieder schluckte sie und hasste sich dafür, dass ihr jetzt weitere Tränen über die Wangen rollten. »Garo ist fort.«
»Oh.« Fritza nahm ihre Hand weg. »Liebeskummer also?«
Energisch schüttelte Rigga den Kopf. »Wir sind nicht …« Sie schluckte. »Also ich …« Sie konnte Fritza nicht in die Augen schauen. »Wir sind nur Freunde.« Die nächste Träne salzte die Milch. »Oder waren es zumindest.«
»Aha.«
Frikadelle hopste zu dem Becher und steckte seinen Schnabel hinein. Dann sah er zu Rigga, während weiße Milch von seinem Schnabel tropfte.
Die Tür wurde aufgestoßen und ein blondes junges Mädchen kam herein. Sie trug eine Schürze, die ihr zu groß war und blieb abrupt stehen, als sie Rigga bemerkte. »Uijuijui!«
Bizi war Fritzas Küchenhilfe und hatte neben einer Stupsnase zwei ungewöhnlich große Augen. Diese starrten Rigga fragend an. Doch davon wollte Rigga nichts wissen. Sie wollte jetzt nur in ihre Milch heulen.
»Hast du die Hammermöhren besorgt?« Fritzarike Knochenbau, die gute Seele der Küche - ach was, der ganzen Burg - stand auf und nahm das Bündel, das Bizi hochhielt. Diese setzte sich sofort neben Rigga.
»Was ist passiert? Eine neue Prophezeiung?« Sie stupste Rigga mit einem Finger in die Seite. Das war ziemlich unfair, weil Rigga kitzlig war.
»Garo«, brummte Fritza, während sie die Möhren auf dem Tisch ausbreitete. »Er ist abgehauen und Rigga fühlt sich jetzt verlassen.«
Es stimmte, was Fritza sagte. Sie fühlte sich wirklich verlassen, wie eines der kleinen Kapuzenhündchen. Dabei wollte sie sich nicht so fühlen, denn sie war ja nicht schuld daran. Schuld war nur Garo selbst. Dieser Dummerjan konnte sie mal kreuzweise.
»Er ist zu den Rittern«, sagte Bizi. »Er hat sich vorhin noch eine Wurst geholt.« Sie sah Frikadelle an, wollte ihn wohl streicheln, doch er schüttelte seine metallischen Federn und flatterte hoch. Auf dem hohen Küchenschrank, an dem Rigga früher herumgeklettert war - als sie noch kleiner war - blieb er sitzen und schaute herunter. Manchmal kam ihr dieser Vogel zu klug vor, als dass er nur aus ein paar Zahnrädern und anderer Mechanik bestehen konnte.
»Zu den Rittern?« Rigga schaute auf. Meister Moronk hatte gesagt, er wüsste nicht, wohin Garo gegangen war, nur dass er die Lehre bei ihm aufgegeben hatte. Was suchte er bei den Rittern?
»Er sagte, er wolle lieber die Feinde Antias mit einem Schwert in Stücke schneiden, als einen Holzklotz zu bearbeiten. Ich finde das ganz schön mutig.« Bizi strahlte. »Er hat auch ein richtig tolles Schwert.« Dann sah sie Rigga an. »Mach dir keine Sorgen, mit so einem Schwert passiert ihm schon nichts.«
Das schöne Schwert hatte er Rigga zu verdanken und jetzt ließ er sie alleine, um zusammen mit ein paar anderen Blödmännern mit diesem Schwert herumzufuchteln?
Erneut ging die Tür auf und Abraxo kam herein. Den Kobold, der dem Foltermeister Schartig hilft, hatte sie noch nie in der großen Küche gesehen. Sie sah ihn eigentlich nur manchmal, wenn sie an den Folterkammern vorbei zum Raum des Orakels wollte.
Es gab einige in der Burg, die ihn wegen seiner grünen Haut, seiner entfernten Ähnlichkeit mit einem Leguan auf zwei Beinen und seinem orangen Haar nicht mochten. Sie machten Witze über ihn.
»Hier bist du!«, rief er und setzte sich Rigga gegenüber. Seine Augen - eines wie ein Schlitz und das andere rund wie eine Münze - blickten auf ihren Becher. »Milch?«
»Keine Milch für Kobolde!«, sagte Fritza laut. »Wir können hier nicht jeden bewirten.« Doch ihr Gesichtsausdruck sagte etwas anderes. Fritzarikes Gesicht rahmten graue Haare, doch es war merkwürdig faltenlos, als sei sie eine junge Frau. Sie grinste und zwinkerte Rigga zu.
»Was?« Abraxo sprang wieder vom Stuhl. »Warum? Was ist der Grund?« Er wedelte mit seinen kurzen Armen.
»Nur, weil ich ein Kobold bin? Hat ein Kobold keine Hände? Organe? Sinne, Neigungen, Leidenschaften?«
Er kletterte auf den Tisch. »Essen wir nicht ebenso wie ihr? Sind wir Kobolde nicht genau so verletzlich?«
Bizi fing an zu kichern, doch das störte Abraxo nicht.
»Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn Rigga einen Becher warmer Milch bekommt, soll ich keinen bekommen?«
»Halt die Klappe und pflanz deinen kleinen Koboldarsch wieder auf den Stuhl«, sagte Fritza. »Du bekommst ja deinen Becher.«
»Ah, die Gerechtigkeit siegt!«
»Ich möchte nur nicht, dass du weiter mit deinen ungewaschenen Kobold-Füßen auf meinem Tisch herumläufst.«
»Oh.«
»Ich…«, sagte Bizi und wirkte ein wenig verlegen. »Sie sah kurz zu Abraxo und dann wieder weg. »Wie kommt ein Kobold…« Sie schluckte.
»Wie ich hier gelandet bin?« Abraxo nahm den Becher, den Fritza ihm hinstellte, in beide Hände und ließ seine Zunge vorschnellen, um etwas Milch aus dem Becher zu trinken.
»Du bist der einzige Kobold in der Burg«, sagte Rigga. Sie hatte sich deswegen keine weiteren Gedanken gemacht. In der Burg lebten viele verschiedene Wesen und so war Abraxo für sie nichts Ungewöhnliches.
»So«, er grinste Rigga an. »Du willst auch die Geschichte hören?«
»Wenn sie kurz ist. Ich habe keine Lust auf ellenlanges Geschwätz.«
»Ich schon«, sagte Bizi schnell.
Nochmal schnellte Abraxos Zunge in den Becher, dann nickte er. »Also gut, ich sage es euch.« Er schob den Becher etwas zur Seite, um sich nach vorne zu beugen. »Es war im Krieg gegen Mac'Naab. Genauer bei der Schlacht an den Grauen Molaren, als unsere Helden gegen Zania kämpften.«
»Die Schlacht bei den Grauen Molaren?« Bizi schüttelte den Kopf. »Das ist doch ewig her. Wie alt bist du?«
»Damals war ich noch sehr jung. Doch ich kann mich genau erinnern, wie ich nach meinen Eltern suchte und ohne es zu wissen, genau zwischen die Fronten tapste.«
»Oh«, machte Bizi und Frikadelle flog herunter, um sich auf Riggas Schulter zu setzen. Man sah Bizi an, dass sie Abraxo glaubte. Doch wahrscheinlich konnte er nur sehr überzeugend lügen.
»Auf der einen Seite standen Arthur, Isadora, Harroth, Idritha und Deedlite, dessen Hände bereits von knisternder Magie umgeben waren.« Er nickte, als wolle er es selbst bestätigen. Dann, ohne hinzusehen, schnellte seine Zunge wieder in seinen Becher. Frikadelle machte einen überraschten Hüpfer auf Riggas Schulter.
»Erzähl weiter«, sagte Fritza, die sich an den Küchenschrank gelehnt hatte. Sie schien auch diese Geschichte hören zu wollen.
»Auf der anderen Seite stand nur die furchtbare Zania, mit ihren dunklen Schergen, die in schmutzige Bandagen gewickelt waren, als seien sie Gräbern entstiegen. Doch als ein Pfeil Idrithas einen von ihnen traf, der Abraxo angreifen wollte, fielen die Bandagen zu Boden und nichts war darunter. Sie waren hohl!«
»Hohl?« Rigga konnte nicht anders. Auch sie wollte jetzt wissen, wie es weiterging.
»Hohl«, sagte Abraxo noch mal. »Doch auf einen Wink von Zania umwickelten die Bandagen erneut die Luft und der Krieger war wieder da.« Er senkte die Stimme etwas, so dass sich alle in seine Richtung beugten. »Doch mein Erscheinen hatte alle ein wenig verwirrt, und Arthur schickte einen mächtigen magischen Hieb aus gelb leuchtender Magie, der Zania traf und sie floh. Ihre Schergen lösten sich auf. Nur die Bandagen blieben auf dem Boden zurück.«
»Die Helden haben dir sicher gedankt, oder?«
Abraxo lachte, doch es war kein schönes Lachen. »Gedankt? Isadora war wütend und wollte mich in einen Käfig sperren, und keiner der anderen Helden widersprach ihr.« Er seufzte. »Ich kann das verstehen, einer wütenden Isadora zu widersprechen verlangt besonders viel Heldenmut. Und da war einer.«
Rigga nahm den Becher und trank einen schnellen Schluck der nicht mehr ganz warmen Milch.
»Dieser Mann widersprach und nahm sich meiner an.« Abraxos Augen sahen jetzt beide Rigga an. »Sein Name war Lohok Kalkwinter. Dein Vater.«
Rigga verschluckte sich heftig. Musste er das ausgerechnet dann sagen, wenn sie etwas trank? Ihr lief die Milch aus Mund und Nase und Tränen aus den Augen. Bizi klopfte ihr kräftig auf den Rücken, was es nur noch schlimmer machte.
Konnte er wirklich ihren Vater gemeint haben? Sie hatten nie über Abraxo gesprochen und sie hatte die beiden auch nie zusammen gesehen. Sie beruhigte sich. »Du kannst aufhören«, sagte sie mit heiserer Stimme zu Bizi.
Abraxo stand auf und ging zur Tür. »Danke für die warme Milch«, sagte er in Fritzas Richtung. Dann drehte er sich zu Rigga um. »Und du sollst zum Orakel kommen. Ist wohl dringend.«
Orakel und Kerle
Rigga war hinter Abraxo hergerannt, doch er war vor ihr an der Tür zu den Folterkammern. Er hielt die Tür für sie grinsend auf.
Frikadelle war neben ihr her geflattert und setzte sich auf die Stange neben der Tür. Weder Schartig noch das Orakel wollten Frikadelle in ihren Räumen haben.
»Aus der Puste?«
Sie hätte ihm gerne ein paar Worte um die kleinen spitzen Ohren gehauen, doch sie musste sich erst einen Moment ausruhen. Deshalb lehnte sie sich gegen die Mauer. Es kamen unangenehme Geräusche aus einer der Folterkammern. Sie hörte etwas reißen und hoffte, dass es keine Haut war. Dann kam ein Knall und wieder riss etwas. Sie sah Abraxo fragend an. Doch der zuckte nur mit den Schultern.
»Mein Vater«, sagte sie schließlich. »Du hast die Wahrheit gesagt?«
»Du kennst deinen Vater doch besser als ich.«
Rigga schüttelte den Kopf. »Anscheinend nicht.«
»Das Orakel hat gesagt, es wäre dringend.«
»Wieso lässt du dir vom Orakel Befehle geben?«
»Sie ist mir unheimlich. Nicht so sehr, wie Schartig. Aber ich glaube, es ist keine gute Idee, ihr zu widersprechen.« Dann drehte sich Abraxo um und schlüpfte durch die Tür, hinter der Schartig jemanden zu foltern schien. Nur hörte sie keine Schreie.
Als sie die Tür zum Raum des Orakels öffnete, kamen ihr die Nebelschwaden entgegen. Doch sie war gegen deren Wirkung mittlerweile immun. Ansonsten konnten sie jeden, der das Orakel besuchte, alles wieder vergessen lassen. Man fand sich vor der Tür wieder, ohne zu wissen, was das Orakel einem gesagt hatte.
»Rigga!«, kam es scharf. »Wie lange hat dieser krötengesichtige Knilch gebraucht, um dich zu finden? Wo warst du überhaupt?«
Das Orakel saß auf dem gepolsterten Sessel hinter ihrem Tisch. Vor ihr schimmerte die große Wahrsagerkugel. Doch darin waren - wie immer - nur weiße Nebelschwaden zu sehen.
»Ich war in der großen Küche bei Fritza.«
»Warum?«
»Wegen Garo. Er ist zu den blöden Rittern gegangen, um selbst einer zu werden.«
»Gut«, kam es vom Orakel. Dann hustete sie wieder, was sie bedenklich oft tat, wenn sie in dem Zimmer war. Die Nebelschwaden schienen ihr nicht gutzutun.
»Gut?« Rigga stand vor dem Tisch. »Was soll daran gut sein?«
»Dann lenkt dieser kleine Grützkopf dich nicht weiter ab.«
Rigga wusste nicht, was sie sagen sollte. Doch, sie wusste es schon, aber es würde nicht helfen, das Orakel wüst zu beschimpfen.
»Er ist ständig da und du denkst dann nicht daran, die Bücher durchzuarbeiten. Es ist sowieso besser, wenn er aus dem Weg ist.«
»Er ist mein bester Freund!«, sagte Rigga, jetzt schon etwas wütender. »Er war immer für mich da und hat mich unterstützt. Aber wie können Sie das wissen? Sie sitzen immer nur in dieser Kammer wie ein alter Räucherschinken, der sich irgendwann tot hustet.« Es musste wohl mal raus. »Die Bücher sind so langweilig, dass ich schon nach der ersten Seite eingeschlafen bin. Das hat nichts mit Garo zu tun.« Sie sog scharf die Luft ein, verschluckte sich an dem Nebel und hustete los.
Das Orakel stand langsam auf. Rigga wich instinktiv zurück. Sie hätte nicht so gemein sein sollen.
»Räucherschinken?«
»Ich …«
»Du hast nicht ganz unrecht und es ist gemein von mir gewesen, so über deinen Freund zu reden. Doch es ist leider so, dass Orakel und Kerle sich nicht vertragen. Glaub mir, ich musste es selbst erfahren.«
Rigga schluckte. »Meister Moronk?« Sie hatte die beiden zusammen gesehen. Und auch wenn sie nun beide alt waren, spürte und sah man die Verbundenheit der beiden.
»Unter anderem.« Das Orakel wedelte ein paar Nebelschwaden zur Seite. »Doch jetzt solltest du erst mal zum Laboratorium von Fingerschnipp. Der König hat mir aufgetragen, dich zum Laboratorium zu schicken. Wahrscheinlich wusste der Magikus, dass er von mir eine unpassende Antwort um seine grünen Ohren geklatscht bekommen hätte.«
»Fingerschnipp?«
»Anscheinend hat deine Reise nach Rotstreifental dir weitere Freunde gebracht.«
Auf einen Freund wie Magikus Fingerschnipp konnte sie gut verzichten. Der Magikus war allerdings während ihrer gemeinsamen Reise freundlich gewesen. Dennoch traute sie ihm nicht - niemand traute ihm.
Sie nickte und seufzte.
»Nimm diesen Folterzwerg am besten mit.«
»Abraxo?«
Das Orakel nickte und setzt sich wieder. Rigga wusste, dass sie keine weitere Antwort bekommen würde.
Leitstein des Magikus
Rigga klopfte leise gegen die Tür, als wieder ein reißendes Geräusch ertönte. Wie viel Haut konnte jemand haben?
Die Tür öffnete sich einen Spalt und Abraxos sah sie fragend an.
»Ich soll dich mit zum Laboratorium nehmen.«
Ein Grinsen wanderte über Abraxos Gesicht und er nickte. Die Tür ging zu und nach einem kurzen Augenblick wieder auf. Doch Rigga konnte nicht sehen, wer dort gefoltert wurde. Abraxo schob sich heraus und schloss die Tür schnell wieder.
»Jeremias hat von dir geschwärmt.« Abraxo ging vor und als sie die Tür zu den Folterkammern schlossen, setzte sich Frikadelle wieder auf ihre Schulter.
»Jeremias?«
»Der Magikus. Du bist mit ihm zum Rotstreifental gefahren.«
Rigga schnaubte. »Ich weiß, wen du meinst. Aber warum nennst du ihn Jeremias? Ich habe noch niemanden getroffen, der seinen Vornamen benutzt. Entweder nennen Sie ihn den Magikus, Fingerschnipp oder verschlagenes Krötengesicht.«
»Ich wohne bei ihm.«
Rigga blieb stehen. »Du wohnst im Laboratorium?«
Abraxo drehte sich um. »Ich habe dort eine Kammer für mich, meine Ruhe und von Jeremias lerne ich einiges über Foltermethoden. Das ist also ideal.«
Rigga schüttelte den Kopf, doch sie gingen weiter. Der Weg zum Laboratorium war nicht weit. Doch je näher sie der östlichen Mauer kamen, desto trauriger sahen die Gebäude aus. Es wuchsen immer weniger Pflanzen - Rigga entdeckte nur selten mal einen Farbtupfer.
Vor dem Laboratorium war eine Rasenfläche, doch statt eines satten Grüns sah man hier nur graue Grashalme. Das Laboratorium selbst kauerte förmlich an der Mauer, sprungbereit, um jeden Besucher zu verschlingen, der es wagte, sich zu nähern. Vielleicht kam deshalb kaum jemand hierher.
»Pass auf den Baum auf.« Abraxo deutete auf den einzigen Baum, der neben dem Eingang stand.
»Glaubst du, ich bin blind?« Rigga lachte. »Ich werde schon nicht dagegen rennen.«
»Ich habe dich gewarnt.« Abraxo zog die schwere von Rost überzogene Eisentür auf, die ein so fürchterliches Kreischen von sich gab, dass Rigga zur Seite sprang, dabei gegen den Baum donnerte und plötzlich hörte sie tausende von Glöckchen klingeln.
»Das ist eine Narrenschellenbirke.« Abraxo stand lachend vor ihr. »Wir haben viel Spaß damit.«
Sie hätte ihm gerne einen Tritt verpasst, doch ihr Rücken tat ihr weh. Abraxo hielt die Tür auf und sie ging gebückt, wie eine alte Frau, an ihm vorbei.
Das Laboratorium erwies sich als verwinkelter Raum, an dessen Wänden in den Regalen Gläser mit Flüssigkeiten standen, in einigen schien sich etwas zu bewegen. Lichtblitzaussendende Schreibstifte, Töpfe in denen etwas blubberte. Es ging eine seltsame Faszination davon aus.
Fingerschnipp fanden sie schließlich vor einem Gerät mit einem langen Hebel. Er betätigte den Hebel und eine Kugel flitzte über den Holztisch vor ihm. Sie prallte an einigen Hindernissen ab, wurde hin und her geschleudert.
»Jeremias!«, sagte Abraxo laut und Fingerschnipp drehte sich um. Er trug seine schwarze Kutte mit der Eisenkette und dem Symbol der schwarzen Zauberer darüber.
Seine echsenartige Gestalt gehörte zu den vielen Gründen, dass ihm niemand traute. Ein anderer guter Grund war, dass er einst an der Seite der Dunklen Mächte gestanden hatte.
»Rigga«, sagte er langsam und lächelte. Dabei zeigten sich viele kleine, spitze Zähne.
»Schön, dass du mich besuchen kommst.«
»Ich bin hier, weil der König das möchte«, stellte sie klar. »Ich weiß nicht, was ich hier soll. Ich will ein Orakel werden und kein trauriger Magikus.«
Fingerschnipp lachte. »Oh, Rigga Kalkwinter, du bist so viel mehr!« Er führte sie zu einem seltsamen Stuhl. »Du bist ein Medium, ein Leitstein der Magie!« Mit einem seiner langen Finger deutete er auf den Stuhl. »Setz dich.«
Der Stuhl sah seltsam aus. Er war mit Metallfäden umwickelt, und oben über dem Stuhl waren sie mit einer Fassung verbunden. Darin steckte der Stein, den sie aus den Rostreifenbergen mitgenommen hatten.
»Du bist so viel mächtiger, als du denkst«, schnurrte Fingerschnipp. »Ich will dir nur helfen, deine Macht zu erschließen.« Er räusperte sich. »Das ist auch der Wunsch des Königs.«
Frikadelle flog von ihrer Schulter, und setzte sich oben auf den Stein.
»Nein«, rief Fingerschnipp. »Scheuch ihn da weg!«
Doch Frikadelle sah mit funkelnden Knopfaugen auf sie hinab, pickte einen der Metallfäden und flog zurück auf Riggas Schulter. Sie spürte, wie die Magie sie zwickte. Selten hatte sie es als unangenehm empfunden.
»Abraxo«, brüllte Fingerschnipp. »Bring den Vogel nach draußen!«
Abraxo schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was du hier vorhast, Jeremias. Aber es scheint nicht gut für Rigga zu sein.«
»Der König hat mir freie Hand gelassen!« Fingerschnipp trat auf Rigga zu und wollte Frikadelle von ihrer Schulter schubsen. Doch der mechanische Vogel flog ihm entgegen, flog um ihn herum und wickelte so den Metallfaden um den Magikus. Als er die Eisenkette berührte, gab es eine Art Explosion.
Alles schien auf einmal auf eine andere Eben gezogen zu werden. Der um sich schlagende Magikus wurde zu einer riesigen Clownspuppe, Frikadelle zu einem roten Falken und Abraxo wurde zu einem riesigen roten Wirbel.
- Der nächste Held wird rot wie glühendes Eisen.
- Ein weiteres Mal kommt das endlose Pein-Event (Endless Trial)
- Der Turm der Illusionen nimmt einem die Illusion
- Eine neue exklusive furchterregende 5-Sterne-Waffe
- Neue Artefakte für die Wale
- Angebote, die keine sind.
evtl. - Das Schach-Event - was nicht so viel mit Schach zu tun hat
- Waffenerweckungen
- Neuer 4*-Held/Heldin
Dann war es vorbei, sie spürte, wie sie fiel und tausende von Glöckchen erklangen, als sie irgendwo landete. Als sie die Augen öffnete, erkannte sie, dass sie in der Narrenschellenbirke gelandet war.
Sie sah sich um, doch das Laboratorium war verschwunden, als sei es niemals da gewesen. Nur ein schwarzer Schatten war zurückgeblieben.
Sie sah, wie Leute angerannt kamen, staunend und erschrocken stehenblieben. Einige sahen zu Rigga und ihr fiel nichts Besseres ein, als ihnen zuzuwinken.
Dann erkannte sie Garo, der nicht einfach stehenblieb, sondern zum Baum trat und die Arme öffnete.
»Spring!«, rief er.
Sie lächelte. Nichts würde sie jetzt lieber tun.