Scharfes Gemüse

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»Rigga wurde entführt«, sagte König Artuhr und seine Stimme donnerte. »Direkt hier in der Burg. Vor unseren wachsamen Augen.«

Er stand am Ende des langen Tisches im Ratsraum und blickte sich um. »So etwas darf nicht passieren.«

Rigga sah zu ihrem Vater, den das Ganze sehr getroffen hatte. Er nickte und sah sie kurz an, schenkte ihr ein warmes Lächeln.  

»Wie konnte es passieren?« Jetzt sah der König zu Odin Tafelspitz, der ebenfalls stand. Dieser nickte ernst und strich sich über sein gewaltiges Kinn.

»Roamy Rabentot hat Rigga entführt. Als Mitglied der Leibwache war sie über jeden Zweifel erhaben.«

»Sie muss Rigga doch irgendwie aus der Burg geschafft haben.« 

Odin räusperte sich. »Das ist ein wenig peinlich. Zwei der Stadtwache haben ihr geholfen. Sie wussten nicht, was sich unter den Laken befand, aber sie haben bemerkt, dass es wohl ein Körper war.«

Der König legte den Kopf schief. »Man hat ihr geholfen?«

»Sie gehört zur Leibwache und deshalb haben die Leute es nicht hinterfragt. Sie dachten, es ginge um diese Königsleugner.«

Arthur sog die Luft ein. »Königsleugner?« Er sah zu Lohok Kalkwinter. »Ich dachte, das wäre eine unbedeutende Gruppe?«

Lohok verzog das Gesicht. »Das war sie auch. Aber sie bekommt leider Zulauf.« Er seufzte. »Noch wissen wir nicht, wer dahinter steckt.«

»Und was wollen sie? Worum geht es da?«

Lohok seufzte. »Es ist eine Gruppe, die der Meinung sei, man bräuchte keinen König.«

»Und was dann? Einen Fürsten, einen Kaiser?« Arthur schüttelte den Kopf. »Die Menschen haben verrückte Ideen.«

»Es geht wohl darum, dass sie glauben, man bräuchte überhaupt keinen Herrscher.«

»Ach? Und wer soll dann herrschen?«

»Niemand.«

»Niemand?«

»Sie glauben, dass alle Menschen gleich seien. Gleich in ihrem Wert und niemand dürfte über andere herrschen. Niemand soll mehr als der andere besitzen.« Wieder seufzte er. »Unsinn halt.«

Der König strich sich durch seinen Bart. »Nehmen wir mal an, sie setzen sich durch. Wer wohnt dann hier? Ich glaube, dass derjenige, der hier in der Burg lebt, doch besser dran ist als jemand, der auf dem kalten Boden neben dem Herd schläft. Oder?«

»Ja«, bestätigte Ginrig. »Außerdem muss jemand Entscheidungen treffen. Wer soll sich um die Finanzen, das Heer und all das kümmern?« 

Der König wischte mit einer Hand durch die Luft. »Vergessen wir das im Moment.« Er sah Odin Tafelspitz an. »Sind Maßnahmen ergriffen worden, um diese Roamy Rabentot festzunehmen?«

»Wir haben Zeichnungen von ihr anfertigen lassen. Zum Glück haben wir zur Zeit Leonardo van Kritzel am Hof.«

»Leonatrd van Kritzel?« Die königlichen Augenbrauen hoben sich, genauso wie viele andere. »Der berühmte Maler aus der Stadt der Wunder?«

»Ja«, sagte Odin. »Er schuldete mir noch was.« Es folgte ein Hüsteln. »Leo spielt ganz gerne. Er hat beim Würfeln verloren und ich konnte diese Spielschuld nun einlösen.« 

»Leonardo Kritzel?« Die königlichen Augenbrauen hielten sich tapfer oben. »Seit langem warte ich darauf, dass er ein Porträt von mir malt.« 

Odin sah etwas verwundert aus. »Ein Porträt?«

»Ein Porträt!«, sagte der König scharf. »Ein Porträt von mir und nicht von dieser fiesen Roamy Rabentot.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht zu fassen. Eine gesuchte Verbrecherin bekommt den Vorzug vor dem König.«

»Ich wusste nicht …«, begann Odin.

»Du hättest fragen können«, sagte Ginrig spitz. 

Erneut wischte König Arthur mit der Hand durch die Luft. Wieder wollte er das Thema wechseln und das sollte, wohl sowas wie ein Umschalter sein. 

Er sah Rigga an. »Es tut mir sehr leid, dass so etwas passieren konnte. Aber sei versichert«, er schaute kurz und finster zu Odin Tafelspitz. »Sei versichert, dass diese Roamy Rabentot diese Burg nicht mehr betreten wird.«

König Arthur streckte sich etwas. »Euch anderen danke ich«, sagte er und nickte in Richtung von Abraxo, Bizi und Garo. Bizi versuchte einen unbeholfenen Knicks, Abraxo legte die Hände zusammen und Garo nickte nur. 

Damit waren sie entlassen und Rigga war auch ganz froh darüber. Sicher würden gleich wieder die Weinkrüge auf den Tisch kommen, um die ernsten Angelegenheiten zu besprechen. 

»Kommst du mit auf den Markt?« Bizi zog sie am Arm. »Ich muss ein paar Sachen einkaufen für Fritza. Abraxo kommt auch mit.«

Rigga sah Garo an, der sich etwas zurückhielt. »Kommst du auch mit?«

»Ich …«, sagte er so langsam, als würde er gerade eine Ausrede suchen.

»Jemand sollte auf mich aufpassen.« Rigga grinste ihn an. »Du hast mich vor der fiesen Hexe gerettet. Dir vertraue ich auch bei einem Bummel über den Markt.«

Endlich zog sich ein Lächeln über sein Gesicht. »Natürlich«, sagte er. 

 


Die Zeichnungen waren gut gelungen. Man konnte Sie darauf sehr gut erkennen. Roamy grinste, während sie neben dem Ochsen herlief, der den Holzkarren mit Gewürzen zog. Aber sie hatten nicht daran gedacht, dass sie auch eine Meisterin der Verkleidung war. 

Sie trug ihre nun blonden Haare, zu zwei Zöpfen gebunden. Sie hüpften bei jedem Schritt über ihre Schultern. Ihre Kleidung - ein einfaches blassblaues Leinenkleid - war viel zu weit. Sie hatte es mit Kissen ausgestopft. Zwar fielen ihr jetzt die Bewegungen etwas schwerer, aber niemand würde sie erkennen. Zudem hatte sie sich dunkel geschminkt und eine dicke Warze auf der linken Wange. Diese würde alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so widerlich wie sie aussah. 

Vor dem Burgtor reihte sie sich hinter anderen Bauern ein, die alle inspiziert wurden.

Sie sah, dass Manu und Siggi als Wachposten eingeteilt waren. Beide kannte sie sehr gut. So gut, dass sie sich noch sicherer war, problemlos zurückzukehren.

Außerdem erwartete man sicher, dass sie sich verstecken würde. Doch sie hatte noch einiges zu tun. Es galt, einen König zu stürzen. 

Die Entführung von Rigga sollte eigentlich ihren Weg ebnen, doch irgendwas ist schiefgegangen und Rigga wurde gerettet. Sie blieb weiterhin ein großes Problem. Ein Problem, für das sie schon eine Lösung hatte. Eine feurige Lösung. Sie grinste vor sich hin. 

»Wer bist du?« Manu sah sie nur kurz an, entdeckte die Warze und schon sah er an ihr vorbei. 

»Siya, Herr«, sagte Roamy mit krächzender Stimme. »Siya Aldering. Ich verkaufe Gemüse. Gutes Gemüse.« 

»Gemüse?« Manu trat an den Wagen, nahm die Decken hoch und nickte zufrieden.

»Scheint wirklich gutes Gemüse zu sein. Woher kommst du?«

»Aus Grunz, Herr.«

»Grunz?«

»Ja, Herr.«

Er nickte, dann zog er ein Pergament hervor und zeigte ihr den Steckbrief. »Hast du diese Frau irgendwo gesehen?«

Roamy schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Herr. Das ist doch die Frau, die unser geliebtes kleines Orakel entführt hat, oder?«

»Ja. Wir werden sie fassen und dann wird unser Foltermeister Schartig sie schon dazu bringen, uns alles zu sagen.«

»Oh …«

»Du kannst weiter. Such dir am besten einen Platz in der Nähe der Schenke. Dort wirst du mehr Erfolg haben. Die Frauen kommen immer dort vorbei, um ihre Männer aus der Schenke zu ziehen.« Er grinste, sah sie nur flüchtig an und winkte sie weiter.

Roamy atmete auf. Natürlich hatte sie es geschafft. Nun konnte sie ihre Arbeit wieder aufnehmen. Sie musste die Königsleugner dazu bringen, sich dem König zu widersetzen. Unruhe war immer ein guter Dünger für Veränderungen. 

Sie hielt an der Glückskrämergasse an, sah sich nach allen Seiten um. Dann öffnete sie mit einem schweren Eisenschlüssel das Tor, ließ den Wagen herein und schloss schnell wieder hinter sich ab. 

Das Haus gehörte einem ihrer Mitverschwörer. Sie klopfte an die Seitentür und einen Moment später öffnete Foltermeister Schartig die Tür. Roamy grinste. 

»Ich bin es, Roamy«, sagte sie. 

Schartig schaute verdutzt, ließ sie aber ein. 


»Eine Stichlingsfee«, rief Bizi begeistert. Sie standen auf dem Markt, die Sonne lachte herab und es war ein buntes Treiben im Gange. Der Duft von Gewürzen, von frischem Obst und gebratenem Fleisch schien allgegenwärtig. Doch das Beste an diesem Markttag war, dass Garo dabei war. 

Der Händler hatte die Stichlingsfee in einen Käfig gesperrt. Unter ihr war ein fast leerer Wassertrog und das arme Ding wirkte erschöpft. 

»Sie braucht Wasser«, sagte Rigga zum Händler. »Diese Fee stammt aus Antide und ohne Wasser wird sie sterben.«

Der Händler, ein dickbäuchiger Kerl mit herunterhängenden Wangen und wachen Augen, sah sie spöttisch an. »Du willst, dass sie mehr Wasser bekommt?« Er lachte. »Dann kauf sie. Sieben Große Heldentoken und sie gehört dir. Dann kannst du ihr so viel Wasser geben, wie sie braucht.«

»Oh«, sagte Bizi. »So viel Geld habe ich nicht.« Sie sah Abraxo an. »Sie soll nicht sterben.«

Abraxo seufzte, zog einen kleinen Beutel aus der Tasche und kramte darin herum. »Ich habe nur vier Große Heldentoken.«

Rigga schob sich zwischen Bizi und Abraxo. »Du bekommst vier Große Heldentoken und keinen einzigen mehr.«

Einen Moment schien der Mann verdutzt zu sein. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich könnte auf sechs heruntergehen, aber das ist mein letztes Wort.«

»Ich könnte dem König sagen, dass hier ein Händler Feen verhungern lässt. Dann bekommst du keinen Token, dafür aber ein paar Tage im Kerker.« 

Das Gesicht des Mannes wurde ernst. »Du wagst es mir zu drohen?«

»Sie ist das kleine Orakel«, sagte Garo, der jetzt hinter ihr stand. »Du solltest dir gut überlegen, ob du sie herausforderst. Zudem scheinen vier Große Heldentoken ein guter Preis zu sein, nicht wahr?«

Es dauerte nur einen Moment, dann nickte der Händler eifrig und überreichte Bizi den Käfig.

»Danke«, sagte Rigga, als sie Garo ansah. 

Sie gingen weiter. Garo holte sich einen Schleifstein und ein Seidentuch für sein Schwert, Bizi kaufte einige Fleischstücke bei einem der Fleischhauer und Abraxo trug den Sack mit den Einkäufen und den Käfig. 

»Gemüse«, rief plötzlich jemand laut. »Das beste Gemüse!«

Eine dicke Frau mit einer hässlichen Warze winkte sie heran. Rigga mochte ihr nicht in das Gesicht schauen. Warzen brachten Unglück. 

»Grünbärtang, ganz frisch!«, rief sie. »Nixenkraut aus Antide!« Sie schien ganz begeistert. »Probiert, bevor ihr kauft.«

»Kostenlos?« Abraxo trat schnell heran. 

»Probiert den Grünbärtang«, sagte sie und reichte Abraxo ein Stück grünes Gemüse.

Es sah nicht besonders aus. Abraxo kaute einen Moment darauf herum und nickte zufrieden. »Lecker.«

»Nixenkraut für die junge Dame?« Bizi bekam etwas, das wie ein kleiner Strauch aussah, an dem gelb schillernde Blüten hingen. 

»Danke«, sagte Bizi und kaute ein paar der Blüten ab. 

Jetzt war Rigga neugierig, was die Frau ihr anbieten würde.

»Drakkenzungengras aus Isabrot.« Die Grashalme schienen eine Aura zu haben. Sie wollte es gerade in den Mund schieben, als Garo ihren Arm festhielt. 

»Das ist nicht klug. Du solltest nicht einfach etwas essen, das du nicht kennst.«

Sie lachte ihn an. »Ach was, was soll schon passieren.« Dann machte sie ihre Hand frei und stopfte sich das Gras schnell in den Mund.

Zuerst merkte sie nichts, dann hörte sie Abraxo aufschreien. Sie sah ihn an, und ihm war ein grüner Bart gewachsen. 

Bizi fing auf einmal an zu singen, mit einer seltsam schönen Stimme. Doch sie konnte wohl nicht aufhören, denn ihre Augen hatten sich vor Schreck geweitet. 

»Da hast du es«, sagte Garo und zog sie weiter. 

Rigga sah zurück und jetzt bemerkte sie, dass diese dicke Frau nur eine Verkleidung war. Es war Roamy. Sie wollte es laut losschreien, doch statt eines Lauts schoss eine Flamme aus ihrem Mund hervor. Ein Zelt fing Feuer, die Leute schrien auf und alles lief panisch durcheinander. Rigga wusste nicht, wie sie die Flamme stoppen konnte, denn ihr Mund ließ sich nicht schließen.

Garo hatte ihr ein Tuch übergeworfen, doch dies war
schnell verbrannt. Er rief nach Wasser. Doch niemand schien ihn zu hören. 

Rigga griff in ihre Tasche, wo sie den magischen Stein aufbewahrte, den sie von Garo bekommen hatte. Als sie ihn berührte, schien sich die Magie mit allem zu verbinden.



Sie sah grünes Gemüse - Drakkenzungengras, den grünen Bart von Abraxo und alles schien sich in grüne Farbe zu verwandeln. Dann entdeckte sie die Heldin, die kommen würde. Etwas Pfauenartiges umgab sie und etwas seltsam Graziöses.



* Es kommt eine grün schillernde Heldin.

* Ein Event, das man schon von den Würfeln her kennt

* Ein Speedrun-Event

* Angebote, die keine sind
    
 evtl.

* Waffenerweckungen

*Artefakte, die keiner will




Das Grün um sie herum verpuffte. Sie sah nichts, da Garo ihr einen Kupferkessel über den Kopf gestülpt hatte. Sie hob ihn an und blickte in sein besorgtes Gesicht. 

»Das war Roamy gewesen«, sagte sie - ohne eine einzige Flamme auszustoßen. 

»Roamy?«

»Die Händlerin. Sie hatte sich nur verkleidet.«


Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Wir werden sie schon finden.«

»Abraxo?«

»Er wird wohl noch einige Zeit mit dem Bart herumlaufen. Ich habe mich erkundigt. Dieser Grünbärtang wird oft für einen Scherz verkauft. Bizi hat aufgehört herumzuträllern. Sie bringt die Stichlingsfee in ihre Kammer und gibt ihr Wasser.«

»Garo?« Sie sah ihm in die Augen. »Schon wieder muss ich mich bei dir bedanken. Du bist mein Held.«

Er lächelte sie an und dieser Augenblick hätte ruhig länger dauern dürfen.