Das Fest der tausend Feuer
by Neotomaxpublished on
Der sechste Weise

»Ich habe da noch einen Punkt«, sagte er langsam. »Es geht um die Definition der Weisen von Antia.« Er sah zum König, der schon mehr auf seinem Stuhl lag, als dass er saß
»Die Weisen?«
»Nicht schon wieder«, sagte Ginrig, der alte Geizhals.
»Lassen wir ihn doch ausreden.« Meister Moronk wirkte noch verblüffend nüchtern. »Auch wenn wir bereits wissen, was er will.«
»Er will«, sagte der König lallend, »als sechster Weiser von Antia anerkannt werden. Stimmts Lohok, alte Beamtenseele?«
Lohok setzte sich etwas gerader hin. »Ich möchte nicht mehr, als mir zusteht.« Er wusste, dass es immer wichtig war, bescheiden zu beginnen. »Denn wenn wir zurückblicken auf den großen und langen Kampf gegen Mac`Naab und die Dunklen Mächte.«
»Ein Rückblick«, sagte Ginrig kopfschüttelnd. »Wir sollten vielleicht mal lieber darauf schauen, was uns deine Tochter kostet!«
»Was sie kostet?« Lohok hob die Augenbrauen. »Ich habe sie euch nicht verkauft!«
Ginrig wischte mit einer Hand durch die Luft. »Sie wurde in Nebelheim vorgestellt und hat dem dortigen Orakel Haare herausgerissen. Wir mussten deswegen die Preise für Kerzen, die wir dorthin liefern, senken.«
»Aber«, sagte Meister Moronk sanft, »sie hat es nicht mit Absicht getan. Ich glaube, dass Königin Annwn das genauso sieht.«
»Wie sie es sieht, ist mir egal. Wir haben Verträge und Kosten und solche dummen Ausrutscher sind nicht hilfreich.«
»Annwn hat sich schon lange wieder beruhigt«, sagte der König. »Sie hat mir einen langen Brief geschrieben, wie toll Rigga sei. Ein Juwel. Ich sollte sie nie hergeben.«
Lohok gefiel es nicht, welchen Verlauf das Gespräch nahm. »Zurück zum Kampf um Antia«, sagte er deswegen und sprach etwas lauter. »Während unser starker und gütiger König…«, er schickte Arthur ein Lächeln, was dieser nicht sah, da er die Augen geschlossen hatte. »Während also die Helden Arthur, Idritha, Isadora, Deedlite und Harroth immer weiter gegen die Feinde Antias kämpften, habe ich dafür gesorgt, dass es immer genug Verpflegung, eine bequeme Lagerstatt und aktuelle Berichte von Spionen gab.«
»Aber«, sagte der König ohne die Augen zu öffnen, »du hast nicht gekämpft.« Er kicherte leise. »Lohok der Weise - kämpfte ums Essen.«
Lohok sprang auf und sein Stuhl fiel nach hinten. »Ist das weniger, als was ihr getan habt?«
»Ja«, rülpste Arthur.
Meister Moronk nickte langsam und Ginrig zischte: »Außerdem hast du viel zu viel ausgegeben. Der ganze Feldzug hat Löcher in den Staatshaushalt gerissen.«
Lohok blieb stehen. »Ohne mich hätten es unsere Helden nicht geschafft. Sie wären niemals bis in die feurigen Berge gelangt. Ohne mich…«, er legte eine Hand auf seine Brust. »Ohne mich würden wir nicht hier sitzen und Wein trinken.«
»Ohne dich läge ich schon im Bett«, sagte Ginrig knurrig. »Ich habe morgen die Bücher der Bäcker zu kontrollieren.«
»Du bist der Meinung, dass du der sechste Weise von Antia sein solltest, weil du deine Pflicht erfüllt hast?« Meister Moronk sah in skeptisch an. »Was ist mit Siebert, der hat sich um die Pferde und Kutschen gekümmert? Oder Schmied Eisenhuf?«
»Krumme Schwerter!«, krächzte Ginrig und verdrehte die Augen. »Ein Schmied der uns krumme Schwerter verkaufen will, sollte niemals der sechste Weise werden.«
Dem würde Lohok sofort zustimmen, befürchtete aber damit seine eigene Position zu schwächen. »Sie alle sind mir unterstellt. Ich habe sie zu großen Leistungen angespornt.«
»Es wird keinen sechsten Weisen geben«, sagte Arthur und setzte sich aufrecht hin. Er sah zu Lohok hoch. »Setz dich«.
Lohok Kalkwinter drehte sich um und sah, dass sein Stuhl in mehrere Teile zerbrochen war. »Das geht nicht. Stuhl kaputt.«
»Setz dich!« Arthur Stimme donnerte. Das war immer ein schlechtes Zeichen. Lohok versuchte aus den hölzernen Resten wieder eine Sitzgelegenheit zu machen, doch daraus wurde ein Hocker, dem ein Bein fehlte. Er versuchte, sich so zu setzen, dass er nicht umfiel.
»Morgen ist das Fest der tausend Feuer«, erinnerte Arthur sie. »Ich erwarte die neue Weissagung und freue mich darauf, dieses Podest in Aktion zu sehen.« Er nickte Meister Moronk zu. »Außerdem sehen wir unsere beiden Orakel in Aktion.«
»Ich halte es für übertrieben«, sagte Ginrig leise. »Zwei Orakel sind genau eines zu viel. Dann die Kosten für das Fest, die ganze Zauberei mit diesem Podest und wofür?«
»Die Menschen sollen sich wohlfühlen und den Schritt in das nächste Jahr freudig beginnen.« Arthur strich sich durch den Bart und lehnte sich wieder nach hinten.
Lohok beschloss aufs Ganze zu gehen. »Meine Tochter, das Juwel, wie es Königin Annwn nannte, würde sicher schneller zu einem Orakel, wenn ihr Vater nicht nur der Majordomus ist, sondern zum sechsten Weisen von Antia ernannt wird. Das wäre doch sicher auch eine schöne Überraschung, wenn wir das gleich morgen beim Fest verkünden würden.«
Ginrig sah ihn ungläubig an. Meister Moronk hob die Augenbrauen und König Arthur rülpste laut. Niemand schien sich wirklich dafür zu begeistern.
Das Fest der tausend Feuer

Rechtzeitig zum Fest der tausend Feuer klarte der Himmel auf. Die Wolken gaben den Blick auf die Sterne des Nachthimmels preis und der blaue Mond prangte weit oben in unerreichbarer Ferne. Die Luft war kalt, doch es war kein Vergleich mit dem Winter in Isabrot, wie Rigga feststellte.
Obwohl einiges schiefgegangen war, betrachtete sie doch die Reise dorthin als wichtiges Ereignis, das ihr auch die Menschen des frostigen Landes nähergebracht hatte. Vorher waren es für sie irgendwelche Trottel, die sich mit Fellen behängen und sich die Zehen abfrieren. Doch sie hatte sich getäuscht. Zwar gab es wirklich solche Trottel dort, doch auch viele herzliche Menschen, mit denen sie zusammen um eine brennende Schaudertanne getanzt hatte.
»Alles in Ordnung?« Ihr Vater, Lohok Kalkwinter kam in ihre Kammer und sah sie fragend an. Seitdem sie entschieden hatte, sich zum Orakel ausbilden zu lassen, hatte er sich auffallend wenig für sie und ihre Entwicklung interessiert. Sie hatte es darauf geschoben, dass er enttäuscht war, dass sie keine Edeldame werden wollte, die einen adligen Vollpfosten anhimmelt und mit der man gut angeben konnte.
»Jepp«, sagte sie. »Ich habe mit Garo alles durchgespielt. Es wird bestimmt allen gefallen. Auch der König wird zufrieden sein.«
»Der König«, sagte ihr Vater, »kann sich noch immer nicht dazu durchringen, mich zum sechsten Weisen zu ernennen.« Sie hörte die Verbitterung in seiner Stimme.
»Weil du kein sechster Weiser bist«, sagte Rigga. »Du bist was viel Besseres. Du bist der Vater vom kleinen Orakel von Antia. Du hast die Größe deiner Tochter zu vertrauen, dass sie ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt.«
»Trotzdem. Arthur hatte es mir versprochen.«
»Er war betrunken gewesen. Das hast du selbst gesagt.«
»Egal. Ein König steht zu seinen Versprechen.«
Garo klopfte an der Tür. »Es wird langsam Zeit!«
Rigga stand auf und strich sich das Kleid glatt, das die neue Hofschneiderin für sie angefertigt hatte. Es war ein Traum in Türkis und dunkelblauer Borte.
»Du siehst toll aus«, sagte Garo staunend.
»Starr meine Tochter nicht so an«, sagte ihr Vater. »Sie ist ein Juwel.«
Rigga zog die Augenbrauen nach oben und sah ihren Vater an. »Was?«
»Du bist ein Juwel und der König weiß es. Überall spricht man von dir und deinen Heldentaten oder Missgeschicken. Ich hoffe nur, dass du ihm erhalten bleibst. Ich könnte meine Zusage zu deiner Ausbildung auch wieder zurückziehen. Es gibt einen Platz an der Edeldamenschule im hintersten Winkel von Darkmore.«
Gerne hätte sie ihre Augenbrauen noch höher gezogen. »Spinnst du?«
»Der König nutzt dich doch nur aus. Sonnt sich in deinem Glanz.«
Garo war zu ihr getreten und legte eine Hand sanft auf ihre Schulter. Als wenn sie das beruhigen könnte. Was trieb ihren Vater dazu, so etwas zu sagen?
»Ich lasse mich ganz gerne ausnutzen, wenn ich dafür ein Orakel werde.« Sie merkte, dass sie wütend wurde. »Außerdem sonnst du dich genauso in meinem Glanz.«
»Dein Vater meint es sicher gut…«
Sie wischte Garos Hand von der Schulter und drehte sich zu ihm um. »Steckst du mit ihm unter einer Decke? Wollt ihr mich irgendwohin verfrachten, weil ich meine Sache zu gut mache?«
»Rede mit dem König«, sagte ihr Vater leise. »Mehr möchte ich gar nicht.«
»Damit du sechster Weiser von Antia wirst?«
»Wäre das so schlimm?«
»Ein Weiser, der seine Tochter erpresst?« Sie schnaufte hörbar. »Das ist nicht weise!« Sie stieß Garo zur Seite und marschierte aus dem Raum. Sicher würde ihr die frische Luft guttun. Doch als sie aus dem Haus trat und die vielen Menschen sah, die freudig und erwartungsvoll feierten, merkte sie, wie kleinlich sie doch war.
»Rigga«, Garo war ihr nachgelaufen. »Du musst zum Podest. Der König kommt jeden Moment und das Orakel wartet schon. Meister Moronk ist auch da und man kann die Beiden nicht lange alleine lassen, ohne dass sie sich in die Arme fallen.«
Er hatte recht. Sie wusste es, trotzdem rannte sie einfach los. Sie drängte sich durch eine Gruppe von Elfen aus dem Wald von Idrith, die über die Plage von Hundshasen redeten, die einen angeblich mit einem Biss zu einem Hundshasen machen konnten. Diesen Unsinn hatte sie schon gehört, als sie damals mit der Waldkarawane unterwegs gewesen war.
Sie musste sich weiter drängen, denn Garo lief ihr weiter nach. Zudem musste sie die ganze Zeit den Saum des blöden Kleids hochhalten.
»Hey, wer bist denn du?« Ein Zwerg in roter Lederrüstung grinste sie an. Ein schwerer Hammer lag über seiner Schulter und war festlich geschmückt. »Ich kenne dich doch, oder?«
»Das ist das kleine Orakel, Onkel«, sagte ein Junge, auf dessen Schulter ein mechanischer Vogel saß. Es waren unzweifelhaft Menschen aus dem Rotstreifental. An diesem Abend wollten alle hier feiern und was tat sie? Rigga merkte, dass ihr Tränen in die Augen traten. Sie wandte sich nach links in Richtung der Münzgasse. Dort war es normalerweise zu gefährlich. Doch das war ihr im Moment egal.
Einen Moment später wurde sie zur Seite geschubst, und torkelte mehr in die dunkle Seitengasse. Dort wurde sie aufgefangen von kräftigen Händen.
»Wen haben wir denn hier?« Ein riesiger Kerl mit einem roten Turban, um den goldenes Band gewickelt war, sah sie an. Das Gesicht sah aus, als bestände es nur aus Falten. »Du bist ein hübscher Fang.«
»Wagt es nicht«, sagte Riga, und riss sich los. »Ich bin Rigga Kalkwinter, das kleine Orakel!«
»Du bringst sicher einen guten Preis, wenn wir dich verkaufen.«
Rigga wurde es eiskalt, als würde die Kälte aus Isabrot durch sie strömen. Das waren Menschenhändler aus Semu. Fürchterliches Pack, vor dem sie immer gewarnt worden war. Zudem waren sie auch schnell dabei, einen zum Schweigen zu bringen. Sollte sie um Hilfe rufen? Doch bei dem Lärm dort draußen würde sie niemand hören. Und Garo würde ihnen genauso in die Fänge laufen, wenn sie ihn rief.
»Ich stehe unter dem Schutz des Königs«, sagte sie so selbstsicher wie möglich.
»Der König kann uns mal!«
»Hey!« Das war die Stimme ihres Vaters. »Lasst sie los.«
Der Semu drehte sich um und lachte. »Was willst du, alter Mann? Hier wartet nur Prügel auf dich.«
Zwei Semu, die hinter ihr gestanden hatten, beide in grünen Gewändern und mit jeweils einem Säbel bewaffnet, traten ihrem Vater in den Weg.
»Flieh!«, rief Rigga, so laut sie konnte. Doch ihr Vater stürmte los, sein Stock, auf den er sich sonst stützte, wirbelte herum, traf den linken seiner Gegner über den Augen und er brach zusammen. Dann tauchte ihr Vater - ihr Vater! - unter einem Hieb des anderen Semu weg. Sein Stock traf diesen zuerst im Unterleib und als dieser sich vor Schmerz krümmte, donnerte der Stock mit Wucht auf seinen Schädel.
»Verdammt«, sagte der Turbanträger und hielt sie vor sich. Sie spürte eine Klinge am Hals. »Verschwinde, sonst ist sie tot.« Ihr Vater lächelte sie an, dann hörte sie ein Geräusch, wie ein Gong und der Semu hinter ihr brach zusammen. Sie drehte sich um und dort stand Nikolas Eisenhuf, der dicke Schmied und grinste sie an.
»Komm jetzt«, sagte ihr Vater und führte sie aus der Gasse, durch die Menschen bis zum Podest, wo der König neben dem Orakel von Antia wartete. Sie beeilte sich, die Stufen hochzurennen. Doch dabei blieb sie mit dem linken Fuß im Saum hängen und purzelte unsanft die Treppe wieder hinunter. Natürlich lachten die Leute, doch das war egal. Sie ergriff Garos Hand, die ihr hochhalf und schließlich stand sie oben auf dem Podest. Der König lächelte so gütig, wie es wohl nur dieser König konnte. Das Orakel von Antia, Volvo Tamowitz, schüttelte den Kopf.
Rigga sah an sich herunter. Das schöne Kleid hatte gelitten. Doch das war jetzt egal. Sie trat zum König und erklärte ihm mit viel zu vielen Worten, was passiert war. Erst sah er sie verdutzt an, dann lächelte er nickend.
Sie nahm ihre Position links vom König ein, während Volvo rechts stand. Der König trat vor und hob die Hände, um für etwas mehr Ruhe zu sorgen.
»Das Fest der tausend Feuer ist dieses Jahr etwas Besonderes. Wir haben viele Helden gesehen, Kämpfe wurden ausgetragen und doch sind wir hier, um das Ende des Jahres zu feiern. Auch um das Neue zu begrüßen. Was läge also näher, als unser geliebtes Orakel und seine Auszubildende darum zu bitten, einen Blick in die Zukunft zu werfen?«
Jubelschreie wurden laut. Doch wieder wedelte König Arthur mit den Händen.
»Vorher muss ich noch etwas verkünden. Fast wäre es zu einem großen Unglück gekommen, das nur durch einen Mann verhindert wurde, den ich meinen Freund nenne. Einen Mann, der mit uns fünf Weisen einen langen Kampf durchgestanden hat. Auf den wir uns verlassen konnten und verlassen haben. Er verdient es, ab sofort als sechster Weiser von Antia - ehrenhalber - genannt zu werden.« Er winkte und ihr Vater kam herauf. Sein Kopf leuchtete so rot wie eine der seltenen Rubinkastanien aus den Muscheln von Penglai.
Sie schüttelten die Hände und ihr Vater grinste die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd. Doch er hatte sie gerade erst gerettet. So mutig hatte sie ihn noch nie erlebt. Aber er war mit bei den Schlachten gewesen und sicher hatte er auch gekämpft.
Schließlich nickte der König und trat nach hinten. Er zog ihren Vater mit sich, damit Volvo und sie loslegen konnten. Sie berührte ihren magischen Stein, für den sie im Kleid eine Tasche hatte einnähen lassen, und nickte Volvo zu. Einen Moment schien es ganz still zu werden, dann strömte die Magie durch ihren Körper, zog sie auf eine andere Ebene des Bewusstseins und die Welt zersplitterte.
Durch die Splitter sah sie einen grünen Regenschirm, darüber schwebte ein riesiger Falke.

- Die neue Heldin wird grün gewandet sein, wie unreife Feigen im Garten des Königs.
- Ein weiteres Mal kommt das endlose Pein-Event (Endless Trial)
- Der Turm der Illusionen nimmt einem die Illusion
- Eine neue exklusive furchterregende 5-Sterne-Waffe
- Neue Artefakte für die Wale
- Angebote, die keine sind.
evtl. - Das Schach-Event - was nicht so viel mit Schach zu tun hat
- Waffenerweckungen
- Neuer 4*-Held/Heldin
Dann war es vorbei und Rigga sah, wie tausende von Funken um sie herum durch die Luft schwebten, am Himmel zog ein Schwarm leuchtender mechanischer Vögel entlang und alle Menschen jubelten. Sie fielen sich in die Arme und jetzt war auch überall Musik zu hören.
Sie sah, dass Meister Moronk und das Orakel sich ebenfalls in den Armen lagen. Dann hielt sie Ausschau nach Garo, doch sie konnte ihn nicht entdecken. War sie zu gemein gewesen?
Ihr Vater kam zu ihr und nahm sie in die Arme. Sie liebte das Gefühl, so gehalten zu werden. Dennoch vermisste sie Garo.